:INNEN

Das erste Album mit zeitgenössischen Werken für Violoncello Solo – ausschließlich von Komponistinnen. Single-Release am 8. März 2024, dem Internationalen Frauentag. Album-Release am 5. April

TOUR


1. Juni, 18:00: Hausen, Alte Dorfkirche
6. Juni, 20:00: Aachen, Atelier21
7. Juni, 18:00: Garbsen bei Hannover, Homeyers
Hof

19. August, 20:00: Meldorf, Meldorfer Dom

Elisenda Fábregas (*1955, Katalonien): Danses de la Terra

Teresa Grebchenko (*1984, Polen): i am für singende Cellistin

Younghi Pagh-Paan (*1945, Südkorea): AA-GA I

Kaija Saariaho (1952-2023, Finnland): Sept Papillons

Judith Shatin (*1949, USA): For the Birds for Amplified Cello and Electronics

Im Carl-Bechstein-Saal des Casals Forum in Kronberg/Taunus

Photo: Manuel Wälder

Als freischaffende Cellistin möchte ich einen Beitrag zur Diversität auf dem Klassik-Musikmarkt leisten, die meiner Meinung nach dringend gefördert werden und alte Strukturen durchbrechen muss.

Ich möchte meine Kolleg:innen und alle musikinteressierten Menschen dazu ermutigen, sich für zeitgenössische Musik von Frauen zu öffnen und ungewöhnliche Wege zu beschreiten. Deshalb habe ich im 2022 eröffneten Carl-Bechstein-Saal des Casals Forums der Kronberg Academy, einer der weltweit renommiertesten Orte für Cellomusik, ein Album aufgenommen, das fünf stilistisch unterschiedliche Werke fünf verschiedener Komponistinnen aus verschiedenen Ländern enthält.

Ungewöhnliche Wege beschreiten

Mit dem Album möchte ich diese fünf Komponistinnen in einer Sammlung nebeneinander stellen. Natürlich gibt es unzählige weitere Komponistinnen, die unsere Zeitgenossinnen sind, und deren Werke kaum oder selten zu hören sind, jedoch habe ich zu allen dieser fünf Werke oder Komponistinnen einen persönlichen Bezug.

Defizit bei Neuer Musik

Alben, die ausschließlich Werke von Komponistinnen unterschiedlicher Epochen enthalten, begegnen mir in letzter Zeit immer häufiger, und auch solche der Klassik oder Romantik. Doch in der Neuen Musik gibt es hier meiner Ansicht nach ein Defizit. Diese jedoch liegt mir – neben der Alten Musik – besonders am Herzen, da sie Entwicklung ermöglicht wie keine andere Sparte der Klassik, und sich mit aktuellstem Zeitgeist auseinandersetzt.

Aktuell gibt es meines Wissens nach also keine Musikalben mit ausschließlich von Frauen komponierten Stücken für Violoncello solo aus dem 20. oder 21. Jahrhundert. Wohl gibt es aber zahlreiche Sammlungen mit zeitgenössischer Musik von Männern. Das zeigt, dass auch in der Neuen Musik der Einfluss von Frauen minimal ist, obwohl sie zahlenmäßig wahrscheinlich nicht oder kaum unterlegen sind, und dass hier dringend Nachholbedarf besteht.

Meiner Ansicht nach spiegelt die Tatsache des Unterrepräsentiertseins von Frauen auch im Bereich der Neuen Musik ein ungesundes Traditionsbewusstsein wieder: ein Festhalten an bisher männlich dominierten oder sexistischen Strukturen. Dies herrscht im Bereich der klassischen Musik auch heute noch vor und dominiert – gerade im Vergleich zu anderen Kunstsparten – auch die Neue Musik-Szene. Innerhalb dieser mittlerweile relativ häufig repräsentiert sind wohl u.a. Sofia Gubaidulina, Kaija Saariaho, Unsuk Chin und Julia Wolfe. Zahlenmäßig sind sie offensichtlich den Männern weit unterlegen.

Teufelskreis: bestehende Missverhältnisse werden aufrecht erhalten

Der Auswahlprozess für Interpret:innen, die der Klassikmarkt de facto „autorisiert“, solistisch zu performen – hier meine ich Gewinner:innen internationaler Wettbewerbe – ist meist an alte und somit patriarchale Verfahren und Muster geknüpft. Nach einem solchen Wettbewerbserfolg ist die Karriere eine:r Gewinner:in abhängig von der Macht des zahlenden Publikum, die – neben der der künstlerischen Leiter:innen von erfolgreichen Konzertreihen, Festivals und anderen Veranstaltungsorten – darüber entscheidet, welche Werke in die Konzertprogramme aufgenommen werden. Dies sind zum größten Teil Werke arrivierter Komponisten, was sich auch im Tonträger-Markt zeigt. Bestehende (Miss-)Verhältnisse werden somit aufrecht erhalten.

Die Schöpfer:innen Neuer Musik leben jetzt und heute und sind deshalb umso mehr auf Unterstützung und auf aufmerksame Ohren und offene Herzen angewiesen!

Da sich das Publikum hinsichtlich Neuer Musik mit letzterem bekanntermaßen etwas schwer tut, kombiniere ich in der Zusammenstellung des Albums leichter zu verarbeitendes mit Komplizierterem. Das könnte auch dazu führen, dass das Album eine größere Reichweite hat und dadurch möglichst viele Menschen auf die Problematik aufmerksam macht. Auch deshalb habe ich einen prominenten Aufnahmeort gewählt.
Außerdem kann mensch sich beim Hören an verschiedenen Themen entlang hangeln: ferne Kultur und ihre (problematische) Geschichte, Natur, Klimawandel und Selbstwahrnehmung. Ich erhoffe mir durch die vielen Anknüpfungspunkte möglichst viele Menschen mit der Musik zu erreichen.

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